Vogelstimmenwanderung

Auch in diesem Jahr bot die NABU-Gruppe Bingenheim wieder eine "Vogelstimmenwanderung für Frühaufsteher" an. Am Sonntag, den 12. Mai traf man sich um 06.00 Uhr am Bürgerhaus Bingenheim. Zu dieser frühen Stunde hatten sich ca. 30 ausgeschlafene und gut gelaunte Teilnehmer eingefunden, die vom stellvertretenden Vorsitzenden Udo Seum begrüßt und anschließend von ihm am Sportgelände vorbei zum Aussichtsturm am NSG Bingenheimer Ried und weiter bis zur Viehhütte geführt wurden.

Außen an einer Hausfassade zeigte Seum den Teilnehmern kugelförmige Schwalbennester. Hier brüten die Mehlschwalben. Sie haben eine mehlweiße Unterseite und eine blauschwarze Oberseite. Rauchschwalben erkennt man an den langen Schwanzspießen, rahmgelber Unterseite und dunkelblauer Oberseite. Für den Nestbau bevorzugen sie Ställe und Gebäude mit Einflugmöglichkeiten, werden deshalb auch Stallschwalben genannt. Diese Vögel sitzen oft auf Leitungen, Dächern oder hohen Antennen.

Im Unterholz war ein Zilpzalp unterwegs. Er hat eine olivbraune Oberseite und eine sehr helle, gelbliche Unterseite. Sein unregelmäßiger Ruf „zilp zalp zilp zalp“ hat zu seiner Namensgebung geführt.

Grasmücken sind schwer zu beobachten. Ihr zwitschernder z.T. flötender Gesang ertönt aus dem Unterholz. Das Männchen der Mönchsgrasmücke hat eine schwarze Kopfplatte, beim Weibchen ist diese rotbraun. Beide Geschlechter haben eine graubraune Oberseite, Kopfseiten und Unterseite sind grau.

Die Dorngrasmücke hingegen hat rostfarbene Flügel, einen langen Schwanz mit weißen Außenfedern, das Männchen eine graue, das Weibchen eine bräunliche Kopfkappe.

Der Feldschwirl fliegt nur ungern, sein Gesang ist ein monotones Schwirren eines Tones. Durch ein Spektiv war er gut zu erkennen.

Der unermüdliche Ruf eines Kuckucks war zu hören und die Gruppe hatte Glück, sie konnte den Vogel im Flug beobachten. Es ist ein langschwänziger, graublauer Vogel mit gesperberter, weißer Unterseite. Er ist durch die spitzen Flügel und die flachen Flügelschläge erkennbar. Er ist der einzige Brutparasit in Europa. Am Naturschutzgebiet angekommen, konnte sich die Gruppe an den vielen Gänsen und Höckerschwänen mit ihren Jungen erfreuen. Seum nannte die vorkommenden Entenarten, Spießenten, Stockenten, Tafelenten, Schnatterenten, Knäckenten. 55 Löffelentenpaare mit Jungen. Blesshühner und balzende Haubentaucher, Mittelmeermöwe und Weißbartseeschwalben waren zu sehen. Dazu die vielen Kiebitze, die aufstiegen und ihre Jungvögel verteidigten, sobald ein Greifvogel auftauchte. Aktuell gibt es hier 140 Kiebitzbrutpaare mit 265 Jungvögeln.

Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2024. Noch vor wenigen Jahren hatten die Kiebitze im Naturschutzgebiet keine Jungen. Durch den Schutzzaun hat sich die Lage sehr verbessert. Der Zaun wird zwar teilweise kritisch betrachtet, aber der Erfolg gibt uns Recht, berichtete Seum. Begonnen wurde mit einer eingezäunten 5 ha großen Fläche bei Reichelsheim. Das eingezäunte Gebiet des Bingenheimer Rieds umfasst eine Fläche von 85 ha und ist das größte eingezäunte Gebiet in Europa. Seum erklärte den Aufbau des Zauns. Fressfeinde können nicht mehr eindringen.

Am Ende der Exkursion konnten 63 verschiedene Vogelarten als gehört bzw. gesehen verzeichnet werden. Es war wieder einmal ein tolles Erlebnis. Für das Ried muss man sich einfach Zeit nehmen, es gibt so viel zu sehen,

Nach dem Rückweg wartete im Haus der Vereine wie gewohnt ein leckeres und reichhaltiges Frühstück auf die Teilnehmer. Der Vogel Piep bedankte sich für alle Spenden mit seinem Gezwitscher.