Schleiereule im Gettenauer Kirchturm

Von den neun Eulenarten, die in Hessen brüten, hat es die Schleiereule besonders schwer. Ihr Bestand ist trotz Nisthilfeprogrammen fast zusammengebrochen. Durch die intensive Bewirtschaftung und durch den Gifteinsatz auf den Feldern wird die Nahrung immer knapper und geeignete Brutplätze sind rar.

Mit ihrem herzförmigen Gesicht ist sie unverwechselbar. Die gut taubengroße Schleiereule ist mit ihrem hellen Bauch und dem beige-grau gefleckten Rückengefieder eine der wenigen Vogelarten in Mitteleuropa, die sich vollkommen dem Menschen angeschlossen hat. Sie brütet in Kirchtürmen, Scheunen oder alten Gebäuden. Noch vor wenigen Jahren war sie in jedem Dorf heimisch, doch inzwischen ist sie nur noch selten anzutreffen. Viele Brutplätze bleiben ihr versperrt und als Mäusespezialistin findet sie vielerorts nicht mehr genügend Nahrung.

Im Gettenauer Kirchturm saß über viele Jahre immer eine Schleiereule. Hinter dem kleinen Fenster hatten Helmut Schwarz und Udo Seum in den 60er Jahren einen Schleiereulenkasten gebaut. Hier fanden abwechselnd erfolgreiche Bruten statt. Seit 2020 werden die Schleiereulen auf der Probefläche von Udo Seum nicht mehr kontrolliert. Wir wurden in Ornitho.de auf die Eule wieder aufmerksam, weil sie immer am Eingang des Fensters zu sehen war.

Bei einer Sichtkontrolle durch die NABU-Gruppe Bingenheim wurde das Problem erkannt, der Eingang und der Brutkasten waren mit Gewöllen so zugesetzt, dass dort keine Brut mehr stattfinden konnte. Die NABU-Gruppe wollte hier in einem Arbeitseinsatz Abhilfe schaffen.

Ausgerüstet mit diversen Werkzeugen, Stehleiter, Eimern, Kelle, Schaufel und Atemschutzmasken machten sich sechs Personen ans Werk. Udo Seum, Norbert und Felix Fleischer, Franzi und Nele Frieß, Marco Ahrens stiegen in den Turm und begannen mit der Arbeit. Kein einfaches Unterfangen zwischen dem Kirchturmgebälk. Aus Sicherheitsgründen mussten in dem engen Kirchturm zunächst OSB-Platten ausgelegt werden, damit der Boden trittsicher war. Dann wurde ein Plastikbehälter unter dem Brutkasten platziert und mit einer Kelle nach und nach der pulverisierte Schmutz durch die Öffnung herausgeholt. Letztendlich konnten acht volle Säcke mit Abfall aus dem Eingang und dem Brutkasten entfernt werden. Wir waren uns alle einig, dass hier Tausende von Mäusegewöllen beseitigt wurden. Jetzt kann die Eule wieder einziehen und die NABU-Gruppe Bingenheim hofft, dass sie dort auch wieder brüten wird.