Vogelstimmenwanderung

Nach einer dreijährigen Pause bot die NABU-Gruppe Bingenheim in diesem Jahr wieder eine "Vogelstimmenwanderung für Frühaufsteher" an. Am Sonntag, den 29. Mai traf sich eine Gruppe von interessierten und aufmerksamen Naturliebhabern um 6.00 Uhr früh am Bürgerhaus Bingenheim. Der 1.Vorsitzende Norbert Fleischer begrüßte die Teilnehmer und gab dann das Wort an Udo Seum, den Gebietsbetreuer des NSG Bingenheimer Ried, der die Gruppe durch die Bingenheimer Gemarkung führte.

Noch vor dem Start erlebten wir das erste Highlight: Zum 6-Uhr-Läuten der Glocken schwebte ein Rotmilan über unseren Köpfen! Erkennbar am tief gegabelten Schwanz. Auch Mauersegler und Mehlschwalben konnten wir gleich hier in der Schloßstraße sehen. Das Schilpen von Haussperlingen war zu hören. Das Männchen hat einen grauen Kopf, das Weibchen einen braunen. Auf einer Antenne saß ein Hausrotschwänzchen. Und schon wieder war ein Rotmilan über uns in der Luft. In einer Dachrinne hüpfte ein Star, vielleicht hat er da sein Nest. Auf einem dürren Busch turnten zwei Stieglitze, auch Distelfinke genannt, erkennbar an ihrem auffallenden schwarz-weißen Kopf mit roter Gesichtsmaske. Es sind immer ein Männchen und ein Weibchen zusammen unterwegs, das Männchen bewacht das Weibchen, erklärte Udo Seum. Beim Grünfink ist das Männchen gelbgrün, das Weibchen graugrün. Ihr kanarienähnlicher Gesang wird von hoher Warte vorgetragen.
Auf unserem Weg kamen wir am Feldgarten vorbei. Frau Antje Mühlbauer freute sich über den zufälligen Besuch am frühen Morgen und wir konnten das neu angelegte Mauswieselbiotop betrachten. Hier soll ein Lebensraum für Mauswiesel, Eidechsen, Amphibien und Wildbienen entstehen.
Auf dem Weg zum Ried sahen wir eine Rabenkrähe, die ein weißes Ei in ihrem Schnabel durch die Luft transportierte. Ein Kuckuck mit schmalen Flügeln und langem Schwanz ließ seinen unverkennbaren Kuckucksruf hören. Sein Flug erinnert an einen Greifvogel.
Am Aussichtsturm erklärte Udo Seum die Vogelwelt des Naturschutzgebietes und den Aufbau des neuen Prädatorenschutzzauns, der eine Fläche von 100 Hektar umgibt. Waschbär und Fuchs können nicht mehr in das Naturschutzgebiet eindringen und die Bodenbrüter stören. Er freut sich, dass bereits 50 Kiebitzpaare hier brüten, man kann im Gebiet verschiedene Entwicklungsstufen von Kiebitzjungen sehen, wobei 22 schon fast flügge sind. Der Erfolg gibt den Fachleuten Recht. Als ein Greifvogel auftauchte, erschienen sogleich etliche Kiebitze zur Verteidigung der Jungen.

Im Bingenheimer Ried kommen viele seltene Entenarten vor: Stockenten, Löffelenten, Schnatterenten, Spießenten, Knäkenten, Krickenten, Tafelenten und Reiherenten. Seum erklärte noch die anderen Vogelarten, die dort zu sehen waren. Es gibt auch eine große Zahl Gänsebrutpaare im Ried. Das Bingenheimer Ried alleine ist immer eine Exkursion wert, hier kann man einen ganzen Tag verbringen und die Natur genießen. Da uns aber der Hunger plagte, drängte Seum zum Weitergehen.
Auf dem Rückweg hörten wir in einem Gebüsch einen Zilpzalp. Der Zilpzalp ist eine der häufigsten Vogelarten Europas. Mit seinem Gesang „zilp zalp zelp zilp zalp“ verrät er uns seinen Namen. Auf einem Zaunpfosten entdeckten wir ein Blaukehlchen. Es ist ebenfalls ein Bodenbrüter. Hoch oben auf einer Lampe hockte ein prächtiger Turmfalke und ein Grünling-Männchen zeigte seine wunderschönen Farben im Sonnenlicht.
Insgesamt haben wir 53 verschiedene Vogelarten gesehen bzw. gehört, ein großartiges Ergebnis und ein tolles Erlebnis.
Wieder am Haus der Vereine angekommen wurde die Gruppe mit einem reichhaltigen Frühstück verwöhnt, das von der NABU Gruppe gesponsert wurde. Der Vogel Piep bedankte sich für die Spenden.