31.8.2018 Anlässlich der europäischen Fledermausnacht 2018 veranstaltete die NABU-Gruppe Bingenheim am vergangenen Freitag eine Nachtwanderung. 27 Erwachsene und 4 Kinder nahmen an der Exkursion auf Bingenheimer und Gettenauer Gemarkung teil. Viel Interessantes gab es zu hören.
Der erste Vorsitzende der NABU Bingenheim, Sven Schuchmann, begrüßte die Fledermausfans und übergab das Wort an „Fledermausfreundin“ Veronika Pigorsch.
Die kleinste der hier lebenden Fledermäuse ist die Zwergfledermaus, die kaum größer als der Daumen eines Erwachsenen wird und in einer Streichholzschachtel Platz hat. Sie ist ein Kulturfolger und lebt vorwiegend in Siedlungsbereichen. Sie ist dadurch die bekannteste Fledermaus, denn ihre Jagd beginnt am frühen Abend und man kann sie in Gärten häufig dabei beobachten.
Der Große Abendsegler lebt vorzugsweise in Wäldern; wo er in Höhlen in Bäumen Unterschlupf findet. Wie der Mauersegler jagt er in einer Höhe über den Baumwipfeln. Seine Flügelspannweite beträgt bis zu 40 cm. Er gehört damit zu den größten in Europa lebenden Fledermausarten.
Fledermäuse sind Insektenfresser und deshalb näher verwandt mit Igel und Maulwurf als mit Mäusen.
Alle Fledermäuse orientieren sich mittels Echoortung. Bei der nächtlichen Jagd wird das Insekt durch Ultraschall geortet, mit den Flügeln oder der Schwanzflughaut ins Maul befördert. Durch das rückläufige Vorkommen von Insekten wird die Nahrung knapper für Fledermäuse, brauchen sie doch täglich eine Futtermenge von ca. einem Drittel ihres Körpergewichts.
Es wurden einige wenige Fledermäuse gesichtet. Mit mehreren Bat-Detektoren ausgerüstet, konnten die für den Menschen nicht wahrnehmbaren Laute der Insektenjäger hörbar gemacht werden. Gebannt lauschte die Gruppe auf das Knarzen und Piepsen. Auch die Laute von in Gebüschen sitzenden Heupferden und Strauchschrecken konnte man so hören.
Im Herbst ist Paarungszeit bei den Fledermäusen, der Samen bleibt bei den weiblichen Tieren über den Winter in einem Fortpflanzungstrakt und die Befruchtung erfolgt erst im Frühjahr nach dem Winterschlaf. Nach einer „Schwangerschaft“ von 50-60 Tagen kommen dann die Jungen zur Welt. Fledermäuse haben meist nur ein Junges.
An einem Gebäude zeigte uns Veronika die Unterschlupfmöglichkeiten, schmale Spalten reichen aus. Die Überwinterungsmöglichkeiten in Häusern und Gebäuden werden immer weniger. Als Lebensräume eignen sich möglichst naturnahe Grünbereiche wie Schutzgebiete, Parks und Grüngürtel in den Flussauen, die noch eine Vielfalt an Insekten bieten.
Inga Hundertmark suchte in den Gebüschen nach Amphibien und präsentierte uns zunächst einen nur ca. 5cm großen Wasser- oder Grünfrosch. Die Unterscheidung in See- oder Teichfrosch war auch für einen Experten schwierig, zumal es sich nicht um ein ausgewachsenes Exemplar handelte. Ein einziges Merkmal genügt nicht für die Bestimmung, wichtig ist, den Ruf zu hören. Ein paar weitere Exemplare dieser Art wurden noch entdeckt.
Da es nicht mehr die richtige Jahreszeit für Amphibien ist, zeigte Inga uns anhand von Anschauungsmaterial die diversen, bei uns vorkommenden Arten, z.B. die Wechselkröte, die Kreuzkröte, die Knoblauchkröte, die Erdkröte, und den streng geschützten Kammmolch. Die Knoblauchkröte sorgte vor ein paar Jahren mit einem enormen Vorkommen hier in der Wetterau für Aufregung, stellte die Zahl der fast 3.000 gezählten Tiere den gesamten hessischen Bestand auf den Kopf. Auch in diesem Jahr wurden während der Krötenwanderung noch ca. 500 Tiere gezählt.
Am Aussichtsturm im Ried berichtete Sven Schuchmann über das Schlafverhalten von Vögeln. So haben z. B. Singvögel nur kurze Schlafphasen und machen somit eher Nickerchen um auch nachts vor Feinden auf der Hut zu sein. Bei Enten bleibt dazu ein Auge offen und eine Gehirnhälfte wach. Das offene Auge zeigt nach außen, in die Richtung einer möglichen Gefahr. Singvögel können sich durch einen Klammermechanismus ihrer Zehen an einem Ast festkrallen, um so im Schlaf nicht herunterzufallen. Dies funktioniert ähnlich wie bei einer Wäscheklammer. Störche schlafen im Stehen auf ihren Horsten. Die langen, dünnen Beine kühlen schnell aus, deshalb stehen sie meist auf einem Bein und stecken auch den langen Schnabel ins Gefieder. Das Bein bleibt dabei wie bei einem Taschenmesser ausgeklappt.
An der Grillhütte wurde die Gruppe mit einem Lagerfeuer, Getränken und einem kleinen Imbiss erwartet. Dort klang der Abend gemütlich aus. Der Vogel Piep dankte für die Spenden.