Vogelstimmenwanderung für Ausgeschlafene

22.5.2016 Bei herrlichem Sonnenschein konnte Udo Seum 45 interessierte Vogelbeobachter an diesem Sonntagmorgen begrüßen. Nach der kurzen Ansprache über den Verlauf der Wanderung hörte man auch schon die ersten Sänger. Ein Hausrotschwanz ließ sein Lied vom Dachgiebel erschallen, Ringeltaube, Star und ein Grünspecht reihten sich mit ihren Rufen ein. Beim Losmarschieren hörte man das klägliche Gezwitscher der Haussperlinge. Auf der Hauptstraße lauschten die Wanderer dem Gesang eines Grünfinken, der sein Lied von der Spitze einer Thuja vortrug. Wer die Spitzen der Bäume mit dem Fernglas absuchte, sah Heckenbraunelle, Buchfink und den Vogel des Jahres 2016, den Distelfink. Über diesen kleinen Vogel konnte Udo Seum einige Anekdoten, wie zum Beispiel über die Farben im Gefieder des Sängers, erzählen. Auf dem Weg zum Steinbruch hörten wir den melodischen Klängen von Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Zilpzalp und Fitis zu. Bei dem Grundstück der NABU Gruppe Bingenheim erfuhr man, warum ein Laternenpfosten mit einem oben angebrachten Holzkasten auf dem Grundstück steht. Seum erklärte, dass in der Gemarkung Bingenheim 15 solcher Nistkästen an verschiedenen Stellen von der NABU Gruppe montagsabends gebaut und aufgestellt worden sind, sie dienen dem Turmfalken als Niststandort. Beim Erzählen kam auch gleich einer angeflogen, um den Kasten zu inspizieren.

In einer Brombeerhecke beim Eingang des Steinbruches ließ eine Dorngrasmücke ihr Lied erklingen. Im Aufwind konnte die Gruppe den geschickten Flug von Mäusebussard, Rotmilan und Schwarzmilan beobachten. Auf dem Weg um den Steinbruch sahen wir Goldammer, Gartengrasmücke und auf der Umzäunung des Steinbruchgeländes überraschte uns der Anblick eines Schwarzkehlchenpaares. Weit ab von Feuchtwiesen, auf einem Acker ließ sich vor uns ein Kiebitzpaar nieder und suchte nach Futter. Udo Seum erklärte, wie man Männchen und Weibchen vom Kiebitz unterscheiden kann. Von diesem Weg hat man einen herrlichen Ausblick in die Wetter-au. Von links nach rechts wurden die Ortschaften und Städte erklärt. Mit den Spektiven konnte man die besetzten Storch- und Kormorannester im NSG Bingenheimer Ried sehen. Es war auch möglich Graugans, Nilgans, Weißwangengans, Graureiher und Höckerschwan von hier oben zu beobachten. Wir setzten unseren Weg über die Landstraße 3188 und am südlichen Ortsrand fort in die Aue. In den Hecken erklang der herrliche Gesang von Nachtigall und Klappergrasmücke, in den Wiesen stolzierten ein Weißstorch und ein Graureiher umher, in den Weiden sahen wir zwei Kuckucke die sich mit ihren Rufen überboten. Am Rande der Aue konnte man den Gesang von Girlitz, Elster und verschiedenen Grasmücken wahrnehmen. Ein Highlight wurde von Seum in der Weidgasse angesteuert. Hier kann man am Anwesen von Familie Schmitz eine große Anzahl von Mehlschwalbennestern unter dem Dachvorsprung sehen. Über den Vogelkundlern flogen Rauchschwalbe, Mauersegler und Amseln vorbei.

Im Haus der Vereine angekommen, erwartete die Wanderer ein umfangreiches Frühstück. Die NABU Mitlieder Kersten Seum, Norbert Fleischer, Sigfried Schmitz, Josef Tiefenbach, Rolf Braun sowie Oliver Schwab hatten keine Mühen und Kosten gescheut, um den Teilnehmern was Gutes zu tun. Der Vogel „Piep“ freute sich über eine kleine Spende. Nach dem guten Frühstück brach noch eine kleinere Gruppe von Ornis auf, um der Vogelwelt im NSG Bingenheimer Ried einen Besuch abzustatten. Kaum im Ried angekommen, wurde schon eine Seltenheit entdeckt. Ein Schwarzstorch schwebte ins Gebiet ein. Verschiedene Enten konnten bestimmt werden. Man vernahm den Gesang von Feldschwirl, Rohrammer, Teich-, Sumpf- und Drosselrohrsänger. Ein Kolkrabe und eine Weißkopfmöwe wurden beim Eierdiebstahl beobachtet. Rotmilan und Rohrweihe zogen ihre Kreise über dem NSG, und alle waren sich einig, es war wieder ein gelungener Vormittag.