Nur ein permanenter Pflegeschnitt sichert den Erhalt

Bingenheimer Natur- und Vogelschützer kümmern sich seit 27 Jahren um Pflege der Kopfweiden - Jährlich etwa 450 bis 500 Arbeitsstunden

17.02.2008 - Kopfweiden zählen zu den typischen Charakterbäumen in Weichholzauen, sind zumeist die Begleiter von Bach- und Wasserläufen und können den periodischen Wechsel von übermäßiger Feuchtigkeit und selbst lang anhaltender Trockenheit relativ gut vertragen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die ältesten voreiszeitlichen Blütenpflanzen mit großen Hohlräumen ausgestattet sind, durch die der lebenswichtige Sauerstoff transportiert wird.

"Normalerweise sollte man annehmen, dass diese Bäume ziemlich robust sind", erklärte der Vorsitzende der Bingenheimer Natur- und Vogelschutzgruppe, Udo Seum, bei der dritten Kopfweiden-Schnittaktion in diesem Jahr. "Dies ist aber nur für einen kurzen Zeitraum der Fall, denn die schnellwüchsigen Weiden erreichen im Normalfall kein hohes Alter. Schon relativ früh wird das Kernholz morsch und innen hohl."

Aber auch in diesem Umstand sieht Seum einen Vorteil für die Natur, denn die sich dadurch bildenden Hohlräume bieten einer Vielzahl von Insekten und Vogelarten optimale Brutmöglichkeiten. In den schnell austreibenden jungen Ruten bohrt die große Binsenjungfer, eine Libellenart, ihre Eier unter die Rinde frischer Triebe, die über dem Wasser hängen, so dass die Larven nach dem Schlupf ins Wasser fallen können, dass sie für die weitere Entwicklung brauchen. Ausreichend Nahrung finden sie auch im Wasser, weiß Seum weiter zu berichten. Darüber hinaus bilden verschiedene Unterwasser- und Uferpflanzen Nahrung für den Höckerschwan.

Um dem frühen Absterben Einhalt zu gebieten, müssen Kopfweiden einem permanenten Pflegeschnitt unterzogen werden, ansonsten werden sie schnell kopflastig und brechen auseinander. Um dem einen Riegel vorzuschieben, nehmen die "Aktiven" der Bingenheimer NABU-Gruppe, und dies bereits seit 27 Jahren,  eine fachgerechten Pflegeschnitt an den Bäumen vor. Von den allesamt ausgewiesenen Fachleuten in Sachen Natur- und Umweltschutz wird neben profunden Kenntnissen auch ein Höchstmaß guten Willens für das uneigennützige ehrenamtliche Engagement verlangt. Im Schnitt, lautet die eindeutige Aussage des Vorsitzenden Seum, schlagen alljährlich im Zeitraum von Ende Dezember bis Mitte März etwa 450 bis 600 Arbeitsstunden zu Buche. Und dies ohne Unterlass, denn nur so kann auf Dauer der Erhalt der Kopfweiden gesichert werden.

Aber wie es der von der Natur allein bestimmte Kreislauf vorsieht, wird auch die   bestgepflegte Kopfweide einmal altersschwach und stirbt. Ersetzt wird dieser dann durch die Natur direkt oder von Menschenhand. Das Letztere erfolgt je nach Wetterlage Anfang April.