Tagesausflug ins Jossatal

29.9.2018 Eine Gruppe von 41 Leuten, darunter ein paar Kinder, traf sich morgens um 8:00 Uhr am Kirchplatz in Bingenheim und fuhr mit dem Bus ins Jossatal nach Steinau/Marjoß. Nach der Ankunft dort wurde, wie gewohnt, zunächst ausgiebig und zünftig gefrühstückt.
Unter der Führung der erfahrenen Biber-Beraterin Irmgard Schultheis unternahm die Gruppe einen spannenden Ausflug in die naturbelassene Auenlandschaft an der Jossa. Dort gibt es seit einigen Jahren wieder eine Biber-Population. Hier im Naturschutzgebiet „Kirschenwiesen“ wurde 1987 der erste Biber aus Dessau an der Elbe ausgewildert, 1989 gab es das erste Junge. Zuvor waren die pelzigen Tiere in einem Großteil Europas schon fast ausgerottet. Das Fell des Bibers wurde vor allem zu Hüten, aber auch zu Pelzen verarbeitet und war deshalb sehr begehrt. Aber auch dem sog. Bibergeil, ein Sekret aus den Drüsensäcken des Bibers, wurde eine ganze Reihe heilender Eigenschaften zugeschrieben, weshalb Biber sehr begehrte Tiere waren. Der Biber wurde übrigens im Mittelalter und noch bis ins 18. Jahrhundert wegen seines damals sehr begehrten, schuppigen Schwanzes und der Schwimmhäute als Fisch betrachtet, damit er in der Fastenzeit gegessen werden konnte. Also zählte der Biberfang damals auch zum Fischfang.
Erfreulicherweise wird die heutige Population an Flüssen und Bächen in Hessen wieder auf rund 240 Tiere geschätzt. Für Schultheis leisten die Biber einen wertvollen Beitrag für den Natur- und Artenschutz, zeigen sie doch auf ihre Weise, wie sie sich eine natürliche Flussregulierung vorstellen. So sind auch in Marjoss Dämme, Biberburgen und angenagte Baumstämme zu finden. Wenn ein Gebiet trocken fällt, ziehen die Biber ab, aber sie kehren auch wieder zurück, sie riechen, wo Wasser ist. Nach wie vor sind die Biber nicht überall beliebt, da sie ihren Lebensraum nach ihren Bedürfnissen gestalten und die Bedürfnisse oft mit den Vorstellungen des Menschen kollidieren. Die Renaturierung von Bächen und Flüssen ist eine wichtige Voraussetzung, Lebensräume für den Biber zu schaffen.
Mit dem Bus ging es weiter ins Biberrevier „Distelbach“ zu den Waldbibern. Hier haben die Biber ein schmales Waldwiesentälchen mit dem kleinen Distelbach zu einer großartigen Landschaft mit Biberwohnungen, Dämmen und einer Kaskade von kleinen Teichen umgestaltet. Für das ungeschulte Auge gab es hier mehr Biberspuren zu sehen, viele von den Bibern angenagte Bäume, eine imposante Biberburg.
Nach dem Mittagessen im Gasthaus Jossatal in Mernes fuhren wir weiter nach Breitenbach. Dort wurde die Gruppe von Karl-Heinz Schmidt erwartet, dem Leiter der Ökologischen Forschungsstation Schlüchtern e.V. Er führte uns durch die ökologisch bewirtschafteten Streuobstwiesen. Auf 35 Hektar Land stehen hier ca. 2.000 Bäume, darunter alte Apfelsorten wie Goldparmäne oder Alkmene, sowie Pflaumen-, Zwetschen-, Mirabelle,-, Reineclaudenbäume. Mit Eberesche, Elsbeere, Speierling, und Holzbirne sowie Raritäten wie Mispel, Holzapfel wird Wildobst gefördert. Die Wiesen werden nie gemäht, sondern nur durch Schafe beweidet. Ungefähr alle 2 m finden sich Ameisenhügel. So werden wertvolle Biotope geschaffen für unzählige Tierarten, z.B. den Wendehals und die Haselmaus. Die ÖFS entwickelte einen speziellen Haselmauskasten mit einem Einschlupfloch von nur 21-23 mm, um die Art vor Konkurrenten und Nesträubern zu schützen.
In einem Projekt mit der örtlichen Schule wurden vor einigen Jahren aus 362 Walnusskernen Setzlinge gezogen und ein Walnusswald gepflanzt. Jeder Baum gehört einem Kind. Es ist der einzige Walnusswald deutschlandweit.
Mit einem Buchpräsent über das Bingenheimer Ried bedankte sich die NABU-Gruppe bei Frau Schultheis und Herrn Schmidt. Danach wurde die Heimfahrt angetreten.